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Jetzt anmeldenDie Agrarwirtschaft steht an einem Wendepunkt: Klimawandel, Digitalisierung und neue Entwicklungen am Markt erfordern innovative Lösungen. Doch Innovation beginnt nicht nur bei Technik und Maschinen – sondern bei den Menschen, die sie nutzen. Eine Umfrage des Zukunftslabors Agrar zeigt, welchen Einfluss die Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsorientierung von Mitarbeitenden auf die Innovationskraft der Agrarwirtschaft hat.
Insgesamt nahmen 450 Mitarbeitende aus ganz Deutschland an der Online-Umfrage des Zukunftslabors Agrar teil. Die Mitarbeitenden kamen aus verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette der Agrarwirtschaft: dem vorgelagerten Bereich (z. B. Produktion von Saatgut, Herstellung von Maschinen), der Primärproduktion (landwirtschaftliche Betriebe mit tierischen und pflanzlichen Erzeugnissen) und dem nachgelagerten Bereich (z. B. Verarbeitung der Erzeugnisse, Einzelhandel).
Ziel der Studie war es, den Einfluss der Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsorientierung auf das individuelle unternehmerische Verhalten und das strategische Erneuerungsverhalten von Mitarbeitenden in der Agrarwirtschaft zu untersuchen. Während die meisten bisherigen Forschungsarbeiten die diesbezüglichen Auswirkungen auf der Unternehmensebene fokussieren, verlagert diese Studie den Fokus auf die individuelle Ebene. Sie analysiert, wie Unternehmen durch die Förderung dieser Orientierungen das Innovationspotenzial ihrer Mitarbeitenden aktivieren und dadurch die strategische Erneuerung, Wettbewerbsfähigkeit und eine nachhaltige Transformation der Agrarwirtschaft vorantreiben können. Die individuelle unternehmerische Orientierung beschreibt, wie stark eine Person dazu neigt, unternehmerische Aktivitäten zu initiieren und Innovationen zu fördern. Dies schließt das Interesse ein, neue Ideen oder Prozesse zu entwickeln, und die Bereitschaft, Chancen frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Beim strategischen Erneuerungsverhalten von Personen oder Organisationen geht es darum, Strategien, Strukturen oder Prozesse zu erneuern, um die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation zu verbessern. Dies können sowohl kleine, aufeinander aufbauende, als auch radikale Veränderungen sein. In der Online-Befragung wurde u. a. die Bereitschaft der Teilnehmenden ermittelt, bestehende Produkte bzw. Dienstleistungen im Unternehmen zu ändern oder Ideen zur strategischen Weiterentwicklung einzubringen. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer*innen nach der Offenheit des Arbeitgebers gegenüber neuen Vorschlägen gefragt und nach der Unterstützung bei deren Umsetzung.
In der Online-Umfrage wurden zum Thema Nachhaltigkeitsorientierung alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigt: die soziale (z. B. die Unterstützung von Initiativen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen), die ökologische (z. B. die Einsparung von Energie und Wasser) und die ökonomische (z. B. das Engagement in betriebsinternen Aktivitäten zur Steigerung des finanziellen Erfolgs). Das Thema Digitalisierungsorientierung umfasste sowohl Fragen zur digitalen Reife von Unternehmen als auch zur Offenheit der Mitarbeitenden gegenüber digitalen Technologien.
Aus der Studie gingen drei zentrale Ergebnisse hervor:
1. Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsorientierungen der Mitarbeitenden fördern Innovation und Unternehmertum.
Das Interesse der Mitarbeitenden an Nachhaltigkeit und Digitalisierung schafft einen Innovationspool für das Unternehmen. Gleichzeitig ist die Offenheit und strategische Unterstützung durch die Betriebsleitung essenziell, um Ideen umzusetzen und nachhaltige Transformationen voranzutreiben. Nur so kann das Innovationspotenzial der Mitarbeitenden ausgeschöpft werden.
2. Die strategische Integration von Nachhaltigkeit und Digitalisierung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz.
Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Resilienz des Unternehmens langfristig zu sichern, müssen die Unternehmen nachhaltige Praktiken und digitale Technologien gezielt in ihre Unternehmensstrategie integrieren. So sind sie besser auf Marktveränderungen vorbereitet, können effizienter wirtschaften und langfristig stabiler agieren.
3. Kleine Verbesserungen auf individueller Ebene kumulieren zu bedeutenden Effekten in der nachhaltigen Transformation der Agrarwirtschaft.
Kontinuierliche kleine Verbesserungen durch Mitarbeitende tragen langfristig wesentlich zur nachhaltigen Transformation der Agrarwirtschaft bei. Zu diesen Verbesserungen zählen z. B. die Anpassung von Arbeitsprozessen oder die Einführung neuer Praktiken. Langfristig führen diese Veränderungen zu signifikanten positiven Effekten für das Unternehmen.
Praxisrelevanz der Ergebnisse
Die Ergebnisse der Umfrage haben einen hohen Bezug zur Praxis, da sie verdeutlichen, dass Organisationen durch die gezielte Förderung des nachhaltigkeits- und digitalisierungsorientierten Verhaltens ihrer Mitarbeitenden Innovationen vorantreiben können. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass insbesondere die Stärkung digitaler Kompetenzen und eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmenskultur sowohl die Innovationskraft steigern, als auch zur Erreichung gesellschaftlicher und ökologischer Ziele beitragen. Dazu zählen u. a. die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks, die Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden, mehr Effizienz in der Ressourcennutzung und die Stärkung sozialer Verantwortung innerhalb der Agrarwirtschaft.
Darüber hinaus schafft die Nutzung von Synergien zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ein innovationsförderndes Umfeld. Synergien resultieren aus dem Einsatz digitaler Technologien zur Skalierung nachhaltiger Praktiken, wie z. B. digitale Plattformen zur Ressourcenteilung, die KI-gestützte Optimierung nachhaltiger Prozesse oder datenbasierte Transparenz entlang der Lieferkette.
Dabei wird deutlich, dass bisherige Strukturen und Praktiken vor allem durch die Einführung neuer Technologien und Geschäftsmodelle ersetzt werden (auch bekannt als Schumpeters Konzept der „kreativen Zerstörung“): Bestehende Arbeitsmethoden und Prozesse werden transformiert und ermöglichen so den Wandel hin zu nachhaltigeren und effizienteren Strukturen.
Unsere Umfrage zeigt, dass die Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsorientierung der Mitarbeitenden entscheidend zur Innovationskraft in der Agrarwirtschaft beiträgt. Indem Unternehmen diese Faktoren gezielt fördern, stärken sie nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Agrarwirtschaft.